Schulkinder verbringen Ferien in Quarantäne - RRO Online vom 19.02.2021

19.02.2021

Schulkinder verbringen Ferien in Quarantäne

Nach St. Niklaus, Visp und Münster sind auch in Fiesch und Ernen drei Schulklassen in Quarantäne.

In den vergangenen Wochen hat die Zahl der Coronafälle an Schulen rapide zugenommen. Neuste Sorgenschule des Kantons ist die interkommunale Schule Untergoms. Anfang der Woche wurde ein ausserschulischer Fall im Fussballtraining bekannt. Am Montag wurden deshalb alle Mannschaftskollegen in Quarantäne gesetzt, nicht aber seine Mitschüler. Dann ging es Schlag auf Schlag. Am Donnerstagabend liess das Kantonsarztamt via Schuldirektion kommunizieren, dass alle Schüler der 7 H in Fiesch ab sofort in Quarantäne müssten. Am Freitag folgte die Nachricht, dass neu auch die Zweistufenklasse 3H/4H in Ernen sowie die 6H in Fiesch in Quarantäne müssen.

Stand Freitagabend sind vier Kinder positiv getestet worden, gibt Tanja Fux, Adjunktin der Dienststelle für Unterrichtswesen, Auskunft. Alle 69 Schüler der drei Klassen sollen am Freitag und am Montag mittels Speichelprobe durchgetestet werden. Sie befinden sich mindestens bis zum 25. Februar in Quarantäne. Das heisst, dass die 69 Kinder den Grossteil der ersten Sportferienwoche im eigenen Zimmer verbringen. Dass die Kinder auch bei einem negativen Test nicht aus der Quarantäne entlassen werden, entspreche den allgemeinen Richtlinien zur Quarantäne, so Fux.

Unter den Eltern macht sich Unmut breit. Einerseits wegen der Kommunikation des Kantons: So wurden in den letzten Wochen Einzelfälle in Klassen aufgrund von Datenschutzkriterien nicht offen kommuniziert. Viele Eltern sind aber auch verwirrt, weil scheinbar an jeder Schule, die betroffen ist, andere Massnahmen gelten. Eine Linie ist kaum zu erkennen. Monatelang hat der Kanton bei Einzelfällen in Klassen nur für diese Kinder oder Lehrer Quarantäne verordnet. In Fiesch und Ernen müssen nun drei Klassen wegen vier Fällen in Quarantäne. «Aufgrund der Virusvarianten und der damit verbundenen erhöhten Ansteckungsgefahr hat das Kantonsarztamt die Massnahmen verschärft. Jede Situation wird individuell analysiert», antwortet Fux darauf. Im Gegensatz zu den Coronafällen in Münster beispielsweise gilt die Quarantäne im Untegoms nur für die Kinder, nicht aber für Geschwister und Eltern.

In dem ganzen Hin-und-Her liessen besorgte Eltern den Chat mit der Schulleitung mit Fragen heisslaufen. Die Schuldirektion sah sich sogar dazu gezwungen, die Kommunikation auf dem Kanal einzuschränken. Jetzt kann im Chat nur noch die Schulleitung Nachrichten versenden.

Weil sich die Situation beinahe täglich geändert hat, entschieden Eltern aus Lax, Fieschertal und Fiesch schliesslich, ihre Kinder Ende der Woche gar nicht mehr zur Schule zu schicken. Ob das Konsequenzen haben könnte? «Es gilt Schulpflicht und somit besteht nicht die Wahl, ob die Schule besucht wird oder nicht. Das Kantonsarztamt ergreift Massnahmen, wenn diese angezeigt sind. Eltern, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken, müssen mit Konsequenzen rechnen. Die Schuldirektionen melden die Fälle ans Inspektorat und diese bearbeiten die Meldungen», sagt Fux.

Grundsätzlich gelte immer das Prinzip der Vorsicht, so Fux: «Die Vorgehensweise wird gemäss BAG-Richtlinien in Zusammenhang mit den bisherigen Massnahmen und mit der verbesserten Kenntnis der Virusvarianten der sich ständig verändernden Situation angepasst.»

Die Ferien in Fiesch scheinen zum richtigen Zeitpunkt zu kommen. Auch wenn sie für 69 Schüler wohl nicht in bester Erinnerung bleiben dürften.

Martin Schmidt

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