Neun-Millionen-Hub in Fiesch geplant - Pomona Online vom 25.06.2023

25.06.2023

Fusion der Energiedienste

Neun-Millionen-Hub in Fiesch geplant

Die Unternehmen der EW Goms Holding und das Personal der Gommerkraftwerke treten neu unter dem Namen Energiedienste Goms, kurz «endigo», auf. Und nehmen in einem neuen Hub in Fiesch Einsitz.

Schon seit drei Jahren streben die Energiedienstleister des Unnergoms eine bessere Zusammenarbeit und Professionalisierung der Energiedienstleistungen in der Region an. Dieses Vorhaben wird nun Tatsache, wie die EW Goms Holding AG an der GV vom Samstag bekannt gibt. Laut Verwaltungsratspräsident Bernhard Schwestermann soll sich diese Fusion auch positiv auf die Entwicklung der Strompreise auswirken.

Neues Business Center bis Ende 2024 bezugsbereit

Herzstück von «endigo» ist ein neues Business Center in Fiesch. Der neun Millionen Franken teure Hub beim Ortseingang in Fiesch soll sämtliche Unternehmen, die zu «endigo» gehören, nicht nur organisatorisch, sondern auch physisch unter einem Dach vereinen. 

Zur EW Goms Holding AG gehören das EW Goms, Waly, Hit Elektro sowie Rayforce. Dazu kommt schliesslich noch das Personal der Gommerkraftwerke, das über einen Mandatsvertrag mit «endigo» in den neuen Hub in Fiesch integriert werden soll. 

Insgesamt arbeiten so rund 40 Mitarbeitende unter einem Dach.

Wie Schwestermann anmerkt, ist dieser Bau nur dank der Groupe E, der Mehrheitsaktionärin der EW Goms Holding AG (54 Prozent des Aktienkapitals) und der Gommerkraftwerke (96 Prozent des Aktienkapitals), möglich: «Der Umsatz aus unserem Stromverkauf ist viel zu klein, als dass wir damit ein solches Gebäude realisieren könnten.» 

Die Groupe E ist ein Schweizer Energieversorgungsunternehmen mit Hauptsitz in Granges-Paccot im Kanton Freiburg. Der Konzern zählt insgesamt rund 2600 Mitarbeitende, macht einen Umsatz von über 900 Millionen Franken und gehört zu 80 Prozent dem Kanton Freiburg.

Der Bau des neuen Hubs in Fiesch für 40 Mitarbeiter wirkt da auf den ersten Blick etwas überdimensioniert. Doch führt man sich die heutigen, eher suboptimalen Strukturen der Gruppe vor Augen, spricht vieles für den Bau des neuen Business Centers. 

Damian Zumstein, CEO EW Goms, erhofft sich davon, neben dem Synergiegewinn, vor allem eine Attraktivitätssteigerung für seine Mitarbeitenden: «Unsere Geschäftsstellen sind heute weit verstreut und teilweise recht behelfsmässig eingerichtet. Der neue Hub hilft uns, uns weiterzuentwickeln.» Mit attraktiven Arbeitsplätzen könne man auch in Randregionen etwas bewirken.

Das Personal im Zuge der Fusion zusammenstreichen, ist denn auch kein Thema bei «endigo». Zumstein: «Der Fachkräftemangel ging auch an uns nicht spurlos vorbei. So haben auch wir vakante Stellen, sprich: Es geht bei dieser Fusion nicht darum, bestehendes Personal einzusparen, sondern darum, einfacher zusätzliches Personal zu finden.»

Die Baubewilligung für das neue Betriebsgebäude soll laut Schwestermann nächstens eintreffen. Der Baustart ist noch in diesem Herbst vorgesehen. Und gegen Ende 2024 sollte der Hub bezugsbereit sein. Die Fusion zu «endigo» erfolgt derweil im Frühjahr 2024 rückwirkend auf den 1. Januar 2024. Dabei werden eine Anlage- und eine Projektgesellschaft gegründet, die sämtliches Personal der bisherigen Gesellschaften der EW Goms Holding übernehmen.

Wird der Strompreis nochmals erhöht?

Neben dem neuen Business Center informierte die Geschäftsspitze der EW Goms an der GV auch über die Jahresrechnung 2022. «Trotz schwierigen Marktverhältnissen haben wir ein sehr gutes Jahr hinter uns. Wir erzielten in allen Bereichen stabile Ergebnisse. Der Energieverkauf bewegte sich im 5-Jahres-Mittel.» Diese guten Ergebnisse seien denn auch wichtig, um Projekte wie das neue Business Center umsetzen zu können.

Die Aktionäre ihrerseits profitieren von einer Dividende in Höhe von 10 Prozent. Das widerspiegle laut Zumstein den guten Geschäftsgang des Unternehmens. Nebst der Groupe E (53,8 Prozent) halten die Gemeinden des Unnergoms 11,3 Prozent der Aktienanteile. Der Rest gehört privaten Aktionären.

Die vertraglich gebundenen privaten Endkunden hingegen müssen 2023 eine Strompreiserhöhung hinnehmen. Diese fällt mit 3,1 Rappen pro Kilowattstunde (17 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr) allerdings relativ moderat aus. Laut Schwestermann zählt die EW Goms Holding zu den günstigsten Stromanbietern der Schweiz: «Obwohl der Strompreis für uns um 12 Rappen pro Kilowattstunde anstieg, stellen wir den Endkunden nur 3,1 Rappen davon in Rechnung.» Die Differenz könne man mit anderen Geschäftsbereichen kompensieren.

Die moderate Strompreiserhöhung ist vor allem auf die hohe Eigenproduktion zurückzuführen. Allein die ebenfalls der Group E gehörenden Gommerkraftwerke produzieren jährlich 300 Gigawattstunden Strom. Die EW Goms Holding selbst kommt auf eine Eigenproduktionsrate um die 60 Prozent.

Dies bedeutet, dass die EW Goms Holding relativ wenig Strom auf dem freien Markt besorgen muss. «Unsere Gestehungskosten liegen bei 6 Rappen pro Kilowattstunde. Der Strom auf dem freien Markt hingegen kostet zurzeit 13 bis 14 Rappen», so Schwestermann. Wobei der Strompreis auf dem freien Markt vor Jahren schon mal bei drei bis vier Rappen lag. Deshalb könne eine zu hohe Eigenproduktionsrate, je nach Entwicklung des Strompreises auf dem freien Markt, auch von Nachteil sein.

Die EW Goms Holding nutzt die Bezugsrechte ihrer Eigenproduktion, um den Strompreis für die Endkunden möglichst tief zu halten. «So können wir, je nach Strompreislage, unsere Eigenproduktion ins Netz nehmen oder auf dem Markt verkaufen», erklärt Schwestermann. Diese Flexibilität sei der Schlüssel zum Erfolg.

Nun fragen sich die Endkunden natürlich, wie hoch die nächste Strompreiserhöhung für das Jahr 2024 ausfallen wird. Schwestermann sieht sich diesbezüglich mit der neuen Fusionsgesellschaft «endigo» gut aufgestellt: «Die Diversifizierung und die Synergien aus der Zusammenarbeit machen uns weniger abhängig von den Strommarktpreisen und damit dynamischer. So wie es zurzeit aussieht, werden wir den Strompreis für 2024 gar nicht erhöhen. Lediglich die höheren Netzgebühren von Valgrid werden wir den Endkunden weiterverrechnen müssen.» Dieser Anstieg werde rund 1,7 Rappen pro Kilowattstunde Strom betragen. 

Quelle: Pomona Online

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